Voice Over
Musiktheater für Ensemble, Elektronik, Stimme und Sonstiges
„ […] es war von anfang an klar,
dass hier eine episode lang stille herrschen würde.
ungefähr die stille, die auch herrschen wird, wenn alles vorbei ist.
dann die stille, wenn jemand in einem auto sitzt und nicht losfährt.
dann die stille im inneren einer wassermelone.
dann die stille, kurz bevor jemand musik einschaltet.
dann die stille nach einem schrei… […]“
Johannes Schrettle, Voice Over. Episode silence.
ALLGEMEIN
Nach
der
Krise
ist
die
Krise
ist
vor
der
Krise
–
das
Mantra
über
die
nicht
anzuzweifelnde
Wahrhaftigkeit
des
obersten
Gebots
der
Notwendigkeit
des
wachstumsorientierten
Wirtschaftens
ist,
so
scheint
es,
die
ultimative
Veritas
des
voranschreitenden
einundzwanzigsten
Jahrhunderts.
Die
Konsumgesellschaftler,
geschlossen
im
Kreislauf
des
Anhäufens-Verschwendens-Wegwerfens,
werden
immer
gefühlsloser.
Informationsüberflutung
führt
zur
Vereinsamung,
gar
Verdummung,
in
einer
Zeit
der
Überbevölkerung
und
der
exponentiellen
Vermehrung
des
Wissens.
Zum
Nachdenken
und
Reflektieren
ist
kaum
noch
Zeit
vorhanden,
wir
sind
uns
selbst
und
der
Welt
auf
Gnade
und
Ungnade
ausgeliefert.
Das
kollektive
Unterbewusstsein
kapituliert
vor
der
allesdurchdringenden Macht des 'Über-s'.
Somit
fällt
es
schwer
sich
nicht
zu
fragen,
ob
dies
nun
doch
nicht
Teil
irgendeines
Masterplans
sei;
vielleicht
eine
Art
Sklaverei
2.0,
eine
'software-izierte'
Kunst
des
Versklavens,
wenn
die
Massen
ihr
im
Bann
des
Kapitals
und
der
virtuellen Welt eingekesseltes Dasein als Freiheit auffassen.
Das
diesjährige
hoergeREDE
Festival
für
+
Serie
für
SprachKlangKunst
&
Geräusch
widmet
sich
ganz
der
„neuen
Leitmotivik
'macht²'1
und
der
Frage,
wie
„[die
Kunst
'der
Nachkriesenjahre']
zu
sein
hat,
was
sie
zu
tun
und
nicht
zu
sein
und
nicht
zu
tun
hat,
nun,
wo
alles
sich
dreht
und
schaukelt,
wo
die
in
pluralistischen
Demokratien
erwartbaren
Entfaltungsfreiheiten
des
Einzelnen
in
krassestem
Widerspruch
zum
erlebten
Anpassungsdruck
stehen,
wo
der
ökonomische
Wohlstand
westlicher
Demokratien
&
die
individuellen
Angebote
zur
Glücksvermehrung
auf
stetig
steigende
psychische
Erkrankungen
treffen,
wo
letztendlich
die
Übersättigung
der
einen
den
Hunger
der
anderen
bedingt,
wo,
und
hierum
geht
es,
die
Kunst
sich
nicht
länger
genügt
in
ihrer
ihr
verniedlichend zugedachten Rolle sinnlicher Schönheit.“2
Was
ist
eigentlich
Macht?
Diese
Frage
stellte
ich
mir
naturgemäß,
als
ich
wusste,
dass
ich
in
Zusammenarbeit
mit
Johannes
Schrettle
und
Markus
Steinkellner
eine
Komposition
für
die
diesjährige
Ausgabe
des
hoergeREDE
Festivals
schreiben
würde.
In
welcher
Form
könnten
sich
meine
verklanglichten
Auseinandersetzungen
mit
dem
Thema manifestieren?
Das
abendfüllende
Musiktheaterprojekt
Voice
Over
greift
die
Idee
einer
TV-Serie
auf.
Der
Sumpf
des
Urwaldes
bildet
die
fundamentale
Hintergrund-Klangkulisse,
welche,
(zum
Teil)
im
Kontrapunkt
mit
Schrettles
Textdichtung
und
Steinkellners
Live-Elektronik,
vom
Ensemble
vielschichtig
aufgegriffen,
aufgearbeitet
und
in
den
Raum
entsendet wird.
Das Ziel ist der freie Fall durch den bodenlosen Abgrund, das fließende Schweben im endlosen Nichts.
1. Winkler, Christian, Macht²: Künstlerische Strategien der Ermächtigung zwischen Widerständigkeit, Ohnmacht und Autonomie,
http://www.hoergerede.at/serie/.
2. Ebd.
Belma Bešlić-Gál, 04/2013
ECKDATEN
Titel: Voice Over
Besetzung: Ensemble, Sprechstimme (1 x Schauspieler/Sprecher), Elektronik (vom Band)
Licht, Video, Skulpturen (bühnenbildnerische Installationen, “Klanginseln”)
Instrumentaion: Flöte/Altflöte/Bassflöte, Tenorposaune, Schlagwerk, Violine, Viola, Violoncello
Entstehungsjahr: 2013
Dauer: ca. 70´00
Text: Johannes Schrettle
Live-Elektronik: Markus Steinkellner
UA: hoerGEREDE Festival Graz
Ensemble szene instrumental
Leitung: Wolfgang Hattinger
Kulturzentrum bei den Minoriten, Graz, 11.12.2013
http://www.kultum.at/?d=hoergerede-2013-voice-over
Voice Over I Foto: artist [screenshots video] ©